So verändert die Digitalisierung den Arztberuf

Wenn es um anspruchsvolle Berufsbilder geht, klagt nicht nur der medizinische Sektor über einen Fachkräftemangel. Hierbei geht es nicht alleine um die Kompetenzen, die ein Arzt in seinem Fachgebiet mitbringen sollte. Mit dem Fortschritt der Digitalisierung sind IT-Kenntnisse zunehmend relevant, um Praxisführung, Abrechnung & Co. modern und unkompliziert zu gestalten. Hierdurch entstehen neue Berufsbilder im medizinischen Bereich, die bereits in Ausbildung und Studium neue Perspektiven aufzeigen.

Digitale Ansätze bereits ab dem Studium

Wer beim Einstieg ins Studium in die Vorlesungsverzeichnisse der Universitäten schaut, wird bei einzelnen Vorlesungen und Seminaren staunen. Viele dieser Angebote hat es vor einigen Jahren noch nicht gegeben, der Bedarf in der Branche ist jedoch eindeutig erkennbar. Es entstehen nicht nur völlig neue Aufgaben, die Medizin und IT-Technik zusammenführen. Durch neue, spezifische Kompetenzen bereiten Studiengänge und Fachrichtungen auf völlig neue Berufsbilder vor.

Eine der wichtigsten Wandlungen, auf die sich Studierende vorbereiten sollten, ist die Tätigkeit als Online-Doktor. Gerade für die ländlichen Regionen aller europäischen Länder wird es wichtig sein, bei einem Arztmangel vor Ort eine digitale Sprechstunde besuchen zu können. Hierauf sollte die Arztpraxis der Zukunft technisch vorbereitet sein. Statt klassischer Untersuchungen stehen Gespräch und Beratung auf Distanz im Vordergrund, was andere Kompetenzen des behandelnden Arztes voraussetzt.

Neue digitale Berufsbilder entstehen

Während der Online-Doktor auf das klassische Berufsbild des Mediziners aufbaut und dieses ergänzt, entstehen andere medizinische Berufe komplett neu, die mehr oder weniger aktiv die digitale Transformation der Branche begleiten.

Anregungen für digitale Berufe in der Medizin hat die Münch-Stiftung im Februar 2020 gegeben und dabei drei neuartige Berufsbilder vorgeschlagen: die Fachkraft für digitale Gesundheit, den Prozessmanager für digitale Gesundheit und den Systemarchitekten für digitale Gesundheit. Ob und wie sich diese Berufsbilder etablieren, ist kaum abschätzbar. Die Notwendigkeit hierfür ist jedoch unverkennbar und setzt voraus, dass Ärzte und ihr Team mit entsprechenden Kompetenzen ausgestattet sind.

Dem Patienten den Weg zur digitalen Betreuung ebnen

Eine optimale Ausstattung der Praxis mit digitaler High-Tech bringt nur wenig, wenn auf Seite des Patienten eine entsprechende Technologie fehlt. Zwar verfügt fast jeder Bürger über einen Computer oder ein Smartphone. Dies heißt jedoch nicht, dass genügend Kompetenzen vorhanden sind, um hierüber Video-Gespräche mit einem Arzt zu führen oder Dokumente auf elektronischem Wege zu übermitteln.

Die genannten, neuen Berufsbilder könnten einen Brückenschlag zwischen Arzt und Patient darstellen. Gezielt könnten sich diese Dienstleister darauf spezialisieren, Patienten den Einstieg in die digitale gesundheitliche Versorgung zu erleichtern. Wer ohnehin schon mit den Fachbegriffen und Vorschlägen eines Arztes überfordert ist, wird nicht noch durch technische Probleme Ängste vor dem nächsten Arzttermin haben wollen.

Relevante Entwicklung nicht nur im Medizinbereich

Die Digitalisierung schreitet in allen gesellschaftlichen Bereichen voran und hinterlässt ihre Spuren in Beruf und Alltag. Es verwundert nicht, dass zunehmend digitale Berufsbilder aller Branchen neue Kompetenzen einfordern. Dies gilt für die einzelne Arbeitskraft und den Bürger, der sich vom Behördengang bis zum Einkaufen immer mehr digitalen Lösungen gegenübersieht. Es erscheint alternativlos, sich auf diese Entwicklung einzulassen und den Anschluss an die digitale Weiterentwicklung zu halten. Jungen Medizinern im und nach dem Studium sollte dies mühelos gelingen.

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