Österreichs Gesundheitswesen international auf Talfahrt

Österreichs Gesundheitswesen fällt im aktuellen European Health Consumer Index (EHCI) 2015 weiter ab: Platz 12 von 35. Damit liegt unser Land gerade noch im ersten Drittel des vom Health Consumer Powerhouse Ende Jänner publizierten Rankings.

Der Obmann der Bundeskurie Angestellte Ärzte und Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK), Harald Mayer, sieht darin ein „deutliches Zeichen, wie Österreichs Gesundheitssystem in den letzten Jahren heruntergefahren wurde“. Einen wesentlichen Grund für die Verschlechterungen ortet der hohe Ärztevertreter in laufend zunehmenden Reglementierungen mit der Absicht, alles zu kontrollieren. Mayer: „So wird unser noch vor wenigen Jahren als ‚bestes’ tituliertes Gesundheitssystem systematisch zerstört.“ Noch im Jahr 2009 auf Platz vier des EHCI gelegen, sei unser Gesundheitssystem in der Rangordnung kontinuierlich weiter nach unten gerutscht. „Es wäre naiv, diese Tatsache nicht mit den zahlreichen unglücklichen Reformversuchen in Verbindung zu bringen“, sagte Mayer Donnerstag in einer Aussendung.

Diese Entwicklung bestätige laut Mayer die Forderung der Ärztekammer, mehr Entscheidungen, die das Gesundheitssystem betreffen, in ärztliche Hände zu legen. In diesem Zusammenhang verweist der ÖÄK-Vize auf das positive Beispiel der Niederlande, die an der Spitze des Rankings stünden und die sich seit Jahren unter den am besten bewerteten Ländern wiederfinden würden. Der EHCI-Bericht argumentiert das hervorragende niederländische Ergebnis damit, dass operative Gesundheits-Entscheidungen zu einem ungewöhnlich hohen Grad von medizinischem Fachpersonal unter Einbeziehung der Patienten getroffen würden. Finanzierungsagenturen und Laien der Gesundheitsbetreuung, wie Politiker und Verwaltungspersonal, hätten bei operativen Entscheidungen weniger zu sagen als in anderen europäischen Ländern. Dies könne der Hauptgrund dafür sein, dass die Niederlande seit 2008 an der Spitze des EHCI stehen.

Die stark positiven Effekte einer auf die ärztliche Kompetenz fokussierten obersten Entscheidungsebene würden darüber hinaus durch zahlreiche Studien belegt. So würden Spitäler mit einer hohen Anzahl an ärztlichen Führungskräften um 50 Prozent besser abschneiden als Krankenhäuser, die kollegial geführt werden, sagt Mayer:
„Medizinerinnen und Mediziner, die den Betrieb in allen seinen Facetten kennen, wissen am besten, worauf es ankommt.“ Neben den positiven Effekten für das Patientenwohl könne so auch die Zufriedenheit der im System Arbeitenden gehoben werden – dies wirke sich wiederum positiv auf die Qualität und die Wirtschaftlichkeit der Gesundheitsversorgung aus.

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