Studie an Nacktmullen liefert neue Erkenntnisse über Alterungsprozess beim Menschen

Nacktmulle sind eine Ausnahmeerscheinung in der Tierwelt und in der Medizin. Die kleinen Nager nehmen nur bestimmte Arten von Schmerzen wahr und erkranken selten an tödlichen Erkrankungen wie Krebs. Außerdem können die Tiere bis zu 18 Minuten ohne Sauerstoff auskommen. Ihre wohl beeindruckendste Eigenschaft hat nun ein Team aus US-amerikanischen Forschern entdeckt.

Alterungsprozess bei Nacktmullen stark verlangsamt

Die umfassende Studie der University of Southern California in Los Angeles zeigt, dass das Sterberisiko von Nacktmullen mit dem Alter der Tiere nicht ansteigt. Im Gegensatz zu allen anderen bekannten Säugetieren bleibt die Sterblichkeitsrate auch im hohen Alter konstant.

Caleb Finch, ein Biologe an der University of Southern California beschreibt die Entdeckungen als bahnbrechend. Überraschend ist, dass die Tiere in der freien Wildbahn ein Alter von bis zu 30 Jahren erreichen können. 

DNA erstaunlich widerstandsfähig

Der Grund für das hohe Alter und die niedrige Sterblichkeitsrate liegt in der DNA der Tiere. Diese ist bei Nacktmullen erstaunlich widerstandsfähig und aktiv. Dadurch werden geschädigte DNA-Stränge schneller repariert als das bei anderen Säugetieren der Fall ist. Zudem wurde festgestellt, dass die Tiere viele Chaperone produzieren. Diese Proteine unterstützen andere Proteine bei der Zellbildung und tragen dazu bei, dass die Nager mit steigendem Alter kaum Anzeichen eines physischen Verfalls zeigen. Offen ist noch, ob die Tiere lediglich später und dafür schneller altern oder der Prozess des Zellverfalls tatsächlich fast zum Erliegen kommt.

Die Studien sind aktuell noch nicht abgeschlossen. Dennoch zeigen sie das Potential, dass in den Nagern steckt. Die Erkenntnisse der jüngsten Forschung bringt auch für den Alterungsprozess von Menschen neue Erkenntnisse.

Forscher untersuchen Hypothalamus

Während die Forscher an der University of Southern California dem Grund für den langsamen Alterungsprozess von Nacktmullen auf den Grund gehen, wird in anderen Studien der Alterungsprozess beim Menschen untersucht. Schon lange ist klar, dass der Grund für die Alterung im Hypothalamus liegt. Dort werden Hormone produziert, Botenstoffe gelenkt und nahezu jede Körperfunktion gesteuert, vom Wachstum der Zellen über den Stoffwechsel hin zur Fortpflanzung.

Die jüngste im eLife-Magazin veröffentlichte Studie zeigt, dass der kleine Bereich im Gehirn auch die Sterblichkeitsrate von Nacktmullen beeinflusst. Mehr noch: Bei den Nagern sind bei der Zellalterung identische Prozesse im Gange wie beim Menschen – mit dem Unterschied, dass sich die DNA des Heterocephalus glaber wesentlich schneller und effektiver regeneriert.

Die Forschergruppe aus Los Angeles möchte die Erkenntnisse der jüngsten Studien nutzen, um auch den Zellverfall beim Menschen besser zu verstehen und in Zukunft womöglich sogar zu beeinflussen. Aktuell befinden sich die Untersuchungen noch in den Anfängen.

Literatur

Ruby, J. Graham, Megan Smith, and Rochelle Buffenstein. “Naked mole-rat mortality rates defy Gompertzian laws by not increasing with age.” eLife 7 (2018). https://doi.org/10.7554/eLife.31157.001.

Einen Kommentar posten