Arzt droht im Iran die Todesstrafe: Ärztekammer ersucht Republik Österreich um Hilfe

Der schwedisch-iranischen Arzt Ahmadreza Djalali könnte kurz vor seiner Hinrichtung im Iran stehen. Der Ärztekammer sind über die Frau des Arztes Informationen zugespielt worden, wonach Djalali Anfang dieser Woche vom Evin-Gefängnis am Stadtrand von Teheran mit verbundenen Augen an einen unbekannten anderen Ort verlegt worden war. Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres richtet nun einen Appell an das Außenministerium, sich auf diplomatischen Wege einzuschalten, um das Leben des Arztes zu retten.

Djalali ist seit mehr als drei Jahren im Iran inhaftiert. Im April 2016 reiste Djalali gemeinsam mit Kollegen zu Seminaren nach Teheran und Schiras, der Hauptstadt der zentralen Südprovinz Fars. Djalali ist Katastrophenmediziner und unterstützt Krankenhäuser beim Umgang mit Opfern von Naturkatastrophen wie Erdbeben oder bewaffneten Konflikten unter Bedingungen extremer Armut. Seine Ausbildung absolvierte er am Karolinska Institut in Schweden, seine Spezialisierung an der Universität des Piemont (CRIMEDIM), zuletzt arbeitete er in der Forschungsabteilung der Freien Universität Brüssel (VUB).

Djalali wurde bei seiner Reise in den Iran von den iranischen Behörden verhaftetet und mehr als ein Jahr später wegen angeblicher „Spionage für Israel“ im Oktober 2017 wegen „Zusammenarbeit mit einem feindlichen Staat“ zum Tode verurteilten. Seit seiner Festnahme engagieren sich zahlreiche Institutionen für den inhaftierten Arzt, so zum Beispiel Amnesty International und auch zahlreiche Ärztevereinigungen. Noch im November 2017, gleich nach dem Todesurteil, schrieben 75 Nobelpreisträger an den iranischen UN-Botschafter mit der Bitte, ihn freizulassen. Mitte Jänner 2018 organisierten die schwedische Wissenschaftsakademie, Amnesty International sowie sein ehemaliger Arbeitgeber, das Karolinska Institut, eine gemeinsame Demonstration für Djalali.

Nach Informationen der World Medical Association (WMA) war Djalali sehr lange in Einzelhaft und psychischer Folter ausgesetzt. Um auf seine Situation aufmerksam zu machen, ist Djalali mehrmals in Hunger-und Durststreik getreten. Er benötigt dringend medizinische Hilfe. Auch die „United Nations Working Group on Arbitrary Detention“ hat die Haftumstände von Djalali laut Aussendung der WMA schärfstens kritisiert.

„Gewissensgefangener des Iran“

Bei seiner Verlegung Anfang dieser Woche an einen unbekannten Ort konnte Djalali nur kurz mit seiner Familie Kontakt aufnehmen und diese informieren, dass er vollkommen isoliert von anderen Häftlingen sei und nicht wisse, wohin er gebracht werde. „We are now very scared that they want to follow through with the death sentence in silence“, heißt es in dem Hilferuf seiner Frau, der auch an die Ärztekammer ergangen ist.

Für Ärztekammerpräsident Szekeres ist Djalali „ein Gewissensgefangener des Iran“. Alle Fakten sprechen laut Szekeres dafür, dass Djalalis Tätigkeiten „ausschließlich einem medizinischen und humanitären Ziel geschuldet sind“. Auch habe er stets bestritten, für irgendwelche ausländischen Geheimdienste gearbeitet zu haben. Szekeres fordert Außenminister Alexander Schallenberg auf, sich für die Freilassung des Arztes nachhaltig einzusetzen. „Wir bitten, alles in der Macht der Regierung stehende, eventuell auch in Kooperation mit anderen Staaten, zu tun, um die Todesstrafe für den Kollegen abzuwenden und dessen Freilassung zu erwirken.“

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