Plasma rettet Leben

Ob im klinischen Alltag, auf der Intensivstation oder bei seltenen Erkrankungen, Arzneimittel aus Humanblutplasma retten Menschenleben. Dank verbesserter und schnellerer Diagnosemöglichkeiten können Krankheiten immer besser festgestellt und immer mehr Menschen zielgerichtet behandelt werden. Die Folge ist, dass der Bedarf an Blutplasma steigt und die Blutplasmaspende immer wichtiger wird. Darauf machten die Interessengemeinschaft Plasma (IG Plasma), die Plasma Protein Therapeutics Association PPTA und der Verband der pharmazeutischen Industrie Österreichs, Pharmig, in einer gemeinsamen Pressekonferenz aufmerksam.  

„Ohne Blutplasma wäre ich heute nicht mehr am Leben“, erzählt Karin Modl, Obfrau von ÖSPID – Österreichische Selbsthilfe für primäre Immundefekte. Als Kind häufig krank und schon wegen einer Erkältung im Spital, dauerte es bis zu ihrem 38. Lebensjahr, bis Ärzte schließlich ihren angeborenen Immundefekt entdeckten. Seither erhält sie im Zuge ihrer Behandlung regelmäßig Blutplasmapräparate und kann heute wieder ein normales Leben führen. Dabei weist Modl darauf hin, dass „jeder irgendwann in seinem Leben auf eine Plasmaspende angewiesen sein kann.“ Blutplasma ist demnach nicht nur vielseitig einsetzbar, sondern wird auch permanent benötigt. Derzeit sind allein in Österreich 180.000 Patienten auf Plasmapräparate angewiesen. 

Arzneimittel aus Plasma gehören heute zu den Standardpräparaten auf Intensivstationen. Neue Behandlungsmöglichkeiten auch in der Onkologie sorgen dafür, dass der Bedarf an Plasmapräparaten steigt. Zudem gibt es eine Reihe von seltenen Erkrankungen, bei denen bestimmte im Plasma vorkommende Proteine vom Körper nicht oder nur unzureichend produziert werden. „Solche Mängel führen in der Regel zu schweren chronischen Erkrankungen, die oft lebensbedrohend sind, wenn sie nicht behandelt werden“, sagt Univ. Prof. Dr. Elisabeth Förster-Waldl, Fachärztin für Klinische Immunologie, Kinder- und Jugendheilkunde, Leiterin des Center for Congenital Immunodeficiencies an der MedUni Wien. „Darüber hinaus werden Arzneimittel aus Plasma auch bei Blutverlust durch schwere Verletzungen, bei Lebererkrankungen, schweren Infektionen, neurologischen Erkrankungen, onkologischen Krankheitsbildern, Autoimmunerkrankungen, oder bei Blut­gerinnungsstörungen eingesetzt“, beschreibt Förster-Waldl die Anwendungsgebiete. 

Da Plasmapräparate nicht synthetisch hergestellt werden können, sind Patienten auf die Spendebereitschaft ihrer Mitmenschen angewiesen. „Für die Herstellung dieser Arzneimittel ist die Plasmaspende unerlässlich. Den österreichischen Plasmaspendern kann dafür gar nicht genug gedankt werden. Es muss in unserem Land daher alles unternommen werden, um das gegenwärtig hohe Spendenaufkommen sowie die hohe Spendermotivation zu erhalten“, erklärt Dr. Matthias Gessner, Vorsitzender der IG Plasma. Um beispielsweise die Behandlung eines Immundefekt-Patienten für ein Jahr zu gewährleisten, benötigt man bis zu 130 Plasmaspenden. „Dies verdeutlicht die Wichtigkeit der Plasmaspende“, betont Gessner. 

„Aktuell werden weltweit rund 42 Millionen Liter Plasma im Jahr gespendet, wobei etwa fünf Millionen Liter davon in Österreich in sogenannten Fraktionieranlagen direkt zu Arzneimitteln verarbeitet und anschließend international exportiert werden“, schildert DI Karl-Heinz Hofbauer, Mitglied der Pharmig-Arbeitsgruppe „Standort“, der PPTA und Leiter der Produktionsbetriebe von Shire in Wien. Vom weltweit aufgebrachten Plasma stammen zurzeit nur rund 8 Millionen Liter aus der EU. Für den Plasma-Arzneimittelbedarf in der EU werden hingegen 12 Millionen Liter Plasma benötigt. „Das bedeutet, dass mindestens 40 Prozent dieses Bedarfs größtenteils aus den USA importiert werden“, so Hofbauer.  

Österreich hat eine Vorbildfunktion bei der Plasmaspende. Zudem findet mehr als 10 Prozent der weltweiten Plasmaverarbeitung in Österreich statt. „Das ist eine echte Erfolgsgeschichte. Österreich war und ist ein Vorreiter in der Produktion von Arzneimitteln aus Blutplasma. Von den 50er Jahren bis heute ist dieser Zweig der pharmazeutischen Forschung und Produktion eng mit unserem Land verbunden. Diese Erfolgsgeschichte können wir nur gemeinsam weiterschreiben, als Produzenten und als Plasmaspender. Es kann letztlich jeden von uns treffen, dass wir auf Plasmaproteine angewiesen sind“, mahnt Hofbauer.

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