Interventionelle Radiologie kann Leben retten – Herz-Kreislauf-Erkrankungen wird der Kampf angesagt

38.000 Österreicher sterben jährlich an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die interventionelle Radiologie und interventionelle Kardiologie können hier – vor allem beim Herzinfarkt und dem Schlaganfall – Leben retten. Damit auch Jungärzte diese Fähigkeiten möglichst praxisnahe erlernen, setzte der europäische Radiologenkongress vom 28. Februar bis 4. März im Austria Center Vienna einen eigenen Schwerpunkt. 

„43 % aller Todesfälle in Östereich betreffen Menschen, die an einem Herzinfarkt oder Versagen des Herz-Kreislauf-Systems sterben. Das ist mit über 38.000 Österreichern jährlich nach wie vor die häufigste Todesursache. Das muss aber nicht so sein, denn in vielen Fällen können wir mit der interventionellen Radiologie helfen und den Menschen das Leben retten,“ so Dr. Christian Loewe, Leiter der Klinischen Abteilung für kardiovaskuläre und interventionelle Radiologie im Wiener AKH.

Radiologie als neue Behandlungsmethode von Gefäßen

Viele kennen die Radiologie aus der Diagnostik. In den letzten 15 Jahren hat sich jedoch auch die interventionelle – also behandelnde – Radiologie stark entwickelt, mit der nun Gefäßverschlüsse, Schlaganfälle und sogar Krebs erfolgreich behandelt werden kann. Dabei sind nur kleine Öffnungen in den Körper notwendig und es werden über verschiedene Wege, zumeist über das arterielle Gefäßsystem, unter Röntgensicht die unterschiedlichen Behandlungen durchgeführt. „Damit wird die Belastung für die Patienten gegenüber einem offenen chirurgischen Eingriff minimiert und es können auch Menschen behandelt werden, die sonst nicht therapiert werden könnten. Bestes Beispiel dafür sind Aortenerkankungen. Hier sind alle Operationen sehr große Eingriffe, die nicht jedem Patienten zugemutet werden können. Für solche Patienten ist die interventionelle Radiologie minimal invasiv, präzise, treffsicher und weniger belastend als herkömmliche Methoden,“ so Loewe.

Herzinfarkt und Schlaganfall könnten ihren Schrecken verlieren

Sehr gut aufgestellt ist Österreich bei der interventionellen Behandlung des akuten Herzinfarkts. Dabei wird das verschlossene Gefäß, welches den Herzinfarkt auslöst, mittels interventioneller Methoden wieder geöffnet. In den letzten 5 Jahren ist es der interventionellen Radiologie nun auch gelungen, bei bestimmten Schlaganfällen durch akute radiologische Behandlung die verstopfte Arterie abzusaugen und so die Folgen des Schlaganfalls stark zu mildern. „Wenn die Patienten schnell nach Eintritt der Symptome zu uns kommen, können sie sogar nahezu ohne Langzeitfolgen weiterleben,“ betont Loewe.

Wiener Vorzeigeprojekt ist on top bei der Versorgung von Schlaganfällen

Damit man den Kampf gegen die Zeit noch öfter gewinnen kann, gibt es in Wien seit 2017 ein eigenes Programm, bei dem drei definierte Zentren, das ist das AKH, die Rudolfsstiftung und das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, die Schlaganfalltherapie für die Wiener Bevölkerung übernehmen. Die Rettungskräfte und Notaufnahmen wissen, welches Zentrum mit ihren Neurologen und interventionellen Radiologen an welchem Wochentag in Alarmbereitschaft ist.

Interaktiver Schwerpunkt beim ECR

Gerade weil interventionelle Radiologie immer wichtiger wird, setzte auch der europäische Radiologenkongress mit einem speziellen interaktiven Showroom, dem „Cube“, einen besonderen Schwerpunkt auf das Thema. „Wir wollen damit vor allem jungen Ärzten, die noch gar keine oder wenig Erfahrung mit interventioneller Radiologie haben, einen Einblick in dieses faszinierende Fachgebiet geben. Durch simulierte Eingriffe, geleitete Interventionen, Vorstellungen neuer Innovationen und andere interaktiven Herausforderungen konnten hier Hands-on-Erfahrungen gesammelt werden,“ so Loewe über das neue und größte interventionelle Event, das jemals am ECR stattgefunden hat. 

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